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Ein Spätwintertag am Schweinfurter Saumain

Exkursionsbericht vom 04.02.2019 von Harald Vorberg

Nach langer Zeit mit ausschließlich naßkalten und trüben regnerischen Tagen schien wieder einmal die Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel. Bei Windstille und Temperaturen von ca. plus 1° bis 5° C war es nicht übermäßig kalt und so stellte sich, v. a. in sonnigen Bereichen, unweigerlich eine erste zarte Vorfrühlingsstimmung ein. Diese galt es zu nutzen, da diese Wetterlage laut Wetterbericht nicht allzu lange anhalten würde ! Da sämtliche Stillgewässer der Umgebung zu 100 % vereist waren und daher für Vogelbeobachtungen nicht sonderlich vielversprechend schienen, machte ich mich lieber auf den Weg über den Main, vorbei an der Staustufe zum Saumain zwischen Eisenbahnbrücke und “Elefantenbuckel” (am “Grünen-Haus”). Dieser Bereich war in den zurück-

liegenden Jahren im Winter immer wieder für Überraschungen mit besonderen Beobachtungen und Erlebnissen gut.

Ein erster Blick von der Maxbrücke über den Main stimmte zunächst nicht sehr hoffnungsvoll. Zwar genossen 15 Kanadagänse und je 2 Grau- und Nilgänse auf der schmalen Insel vor der Staustufe die wärmende Sonne, aber weiter mainabwärts entlang der Gutermann-Promenade war wieder einmal außer einigen Blässhühnern und Stockenten absolut nichts zu sehen! Von Lachmöwen, die um diese Jahreszeit eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müssten, leider keine Spur. Geschweige denn von Sturmmöwen oder irgendwelchen Großmöwen! Enttäuscht ließ ich meinen Blick daher nochmals über die Maininsel mit den Gänsen

schweifen, als mir plötzlich eine Bewegung zwischen und auf den

dortigen Maulwurfshügeln auffiel. Irgendein Kleinvogel, den ich aufgrund der Entfernung nicht eindeutig bestimmen konnte, huschte dort nahrungssuchend umher. Also musste ich unbedingt näher ran! 
Kurz vor dem Schleusentor habe ich dann einen bedeutend besseren und näheren Blick über die Schleuseneinfahrt in den Bereich der Maulwurfshügel, wo ich von der Brücke aus den von dort undefinierbaren kleinen Vogel sah. Nur war nun das Objekt meiner Begierde leider nicht mehr zu finden! So oft ich auch die Maulwurfshügel und den Rasen mit dem Fernglas absuchte, es ist einfach kein Kleinvogel mehr zu entdecken!

Kanadagänse mit Graugans
Kanadagänse mit Graugans
Die abgelassenen Fischteiche bieten Nahrung für viele kleine und größere Vögel
Die abgelassenen Fischteiche bieten Nahrung für viele kleine und größere Vögel

 Leicht genervt von diesem Mißerfolg will ich schon weitergehen, als ich in einem angrenzenden Busch plötzlich doch noch eine Bewegung wahrnehme und, siehe da, welch eine Überraschung, es handelt sich doch tatsächlich um ein Hausrotschwanz-Männchen im Übergangskleid. Welch eine schöne und unerwartete Beobachtung. Zu dieser frühen Jahreszeit hatte ich mit einer Begegnung mit diesem kleinen grauschwarzen Allerweltsvogel wirklich noch nicht gerechnet! Ob er jedoch bereits einer der ersten Frühlingsboten ist, oder ob er hier tatsächlich überwintert hat, lässt sich leider nicht eindeutig sagen. Nun aber nichts wie weiter in das eigentliche Beobachtungsbebiet am Saumain.

Gartenbaumläufer nahrungssuchend
Gartenbaumläufer nahrungssuchend
Männlicher Buntspecht
Männlicher Buntspecht

Zunächst suche ich von der Marienbrücke aus die landschaftlich reizvollen Bereiche beidseits der Brücke nach Vögeln ab. Insgeheim hoffe ich ja, wieder einmal eine Wasseramsel an den kleinen “Stromschnellen” unterhalb der Brücke zu entdecken. Früher war diese Art hier in den Winterhalbjahren eigentlich ziemlich regelmäßig anzutreffen. Seit einigen Jahren ist dies aus unerklärlichen Gründen nicht mehr der Fall. Leider trifft es auch heute wieder zu; ich kann den amselgroßen braunen Singvogel mit der auffälligen großen weißen Kehle nirgendwo entdecken !
Auch sonst präsentiert sich das Fließgewässer im einsehbaren Bereich sehr arm an Wasservögeln. Lediglich ein paar Blässhühner und einige wenige Stockenten schwimmen umher und ein bis zwei Kormorane versuchen einen Fisch zu ergattern. Aus den Bäumen, Sträuchern und Büschen sowohl auf den  Inseln als auch auf den Uferbereichen sind lediglich die üblichen zu erwartenden Vogelarten zu hören oder zu sehen: balzende Ringeltauben, Grünfinken, Amseln, Kohl- und Blaumeisen, Rotkehlchen, sowie relativ häufig Kernbeißer. Dabei sind auch einige Buchfinken, denen ich aber zunächst auch keine große Aufmerksamkeit widme, bis ich auf einmal den kurzen typischen Gesang dieser Finkenart höre; das erste Mal in diesem Jahr und ein weiterer Hinweis auf den nicht mehr allzu fernen Frühling!

Aus den Gehölzen sind die Balzrufe von Kleibern, das Trommeln von Buntspechten sowie die kurzen und zarten Liedchen von Gartenbaumläufern zu hören. Alle drei Arten sind auch sehr schön bei Ihrer Suche nach Nahrung zu beobachten. Plötzlich präsentiert sich auf einem alten liegenden Totholzstamm am Rand des Wäldchens völlig frei und wunderbar zu betrachten, eine Heckenbraunelle, und bestätigt hiermit erneut meine Vermutung, dass diese Art in diesem Gehölz, bzw. in den deckungsreichen Ufern der nahen Fischteiche schon seit Jahren überwintert, da ich hier bereits in den vergangenen Jahren im Januar und Februar immer wieder mal eine Heckenbraunelle feststellen konnte.

 

Auf Höhe des flachen Wasserfalles, der über die ganze Breite des Saumains verläuft, steht am gegenüber liegenden Ufer regungslos ein Silberreiher, der erst unruhig wird, als er mich anscheinend bemerkt und dann abfliegt. Im Ufergebüsch halten sich hier auch noch Zaunkönige sowie Schwanzmeisen auf und in den Baumwipfeln proben einige Stare ihre ersten Frühjahrsstrophen, während einige Saatkrähen, aber auch Rabenkrähen rufend das Gebiet überfliegen.


Ich überquere das schmale Brett über den Wassergraben um auf dem Damm zwischen den beiden Teichen wieder in Richtung Eisbahn zu laufen. Diese abgelassenen Fischteiche sind immer einen Blick wert, um die Schlammflächen und die bewachsenen Ufersäume nach kleineren, aber auch etwas größeren Vögeln abzusuchen.

An Kleinvögeln ist heute nichts zu sehen, aber ich bemerke gerade noch, wie ein mittelgroßer brauner Vogel mit hellem Bauch abstreicht um gleich wieder im benachbarten Teich einzufallen. Und tatsächlich, als ich mich vorsichtig anpirsche, kann ich einen Waldwasserläufer bestimmen, welcher in und an kleinen Wasserflächen auf dem Schlammboden nach Nahrung sucht. Ein tolles Erlebnis, denn diese Limikole, die eigentlich ziemlich regelmäßig am Hörnauer See bei Gerolzhofen überwintert, einmal hier anzutreffen, stellt für den Saumain eine wirkliche Ausnahmeerscheinung dar! 

Waldwasserläufer
Waldwasserläufer

Weiblicher Zwergsäger (o.) und Reiherente (u.)
Weiblicher Zwergsäger (o.) und Reiherente (u.)

Vom geteerten Weg an der Eisbahn, welche noch von einer dünnen Eisschicht überzogen ist, hat man einen schönen Blick auf den träge fließenden, eisfreien “Überleiter” mit seinem schmalen, aber dichtem Schilfbestand, vor dem sich mindestens 10 Teichhühner tummeln (so

viele Individuen in einem Trupp sind auch am Saumain kaum noch anzutreffen). Dazwischen ruhen einige Stockenten und ein einzelner Zwergtaucher ist eifrig am tauchen, um etwas Fressbares zu finden.
An den Kleingärten entlang, wo lediglich einzelne Haussperlinge und Erlenzeisige zwitschern, geht es weiter am Wohnmobil-Abstellplatz und am ehemals Vfr-, jetzt türkischem Sportplatz vorbei und den schmalen Grünweg entlang bis fast zur Eisenbahnbrücke, wo der Weg endet.

Auf dieser Wegstrecke höre ich die Rufe einer Gebirgsstelze, einer Elster, eines Eichelhähers und mehrerer Wacholderdrosseln und ein weiterer Buntspecht zeigt frei sitzend sehr schön, wie er sich bei der Nahrungssuche mit dem Schwanz am Baumstamm abstützen kann. Weiterhin sehe ich einen Mäusebussard frei auf einer Baumspitze ruhend und im Saumain schwimmen endlich auch mal einige weitere Wasservogelarten, nämlich 3 Höckerschwäne, 3 Krickenten-

Männchen2 männliche und eine weibliche Schnatterente, sowie mehrere Reiherenten.

 

Als Krönung des Ganzen kommt noch das Zwergsäger-Weibchen, welches ich schon vor einigen Tagen erstmals hier entdeckte, angeflogen. Ich dachte, dass dieser seltene nordische Wintergast eigentlich schon wieder abgezogen sei. Umso schöner, dass ich ihn heute nochmals bewundern konnte.


Da Bäume, Büsche und Sträucher naturgemäß noch nicht begrünt sind, hat man vom Grünweg am Sportplatz und kurz vor der Eisenbahn-brücke noch einen relativ guten Blick auf die gegenüber befindliche Maininsel unterhalb der Staustufe mit ihren Grashängen und den hohen Bäumen mit der Graureiherkolonie. Diese Bäume werden heute von mind. 20 Kormoranen als Ruheplatz genutzt. Die Graureiher hingegen benutzen lieber die voll von der Sonne beschienenen Rasenhänge um sich aufzuwärmen und zu entspannen. In der Kolonie kann ich mindestens 15 Horste zählen, die schon von Paaren besetzt sind, welche sich mit Horstausbesserungen und Balzverhalten beschäftigen oder aber schlicht und einfach auf den Nestern stehen oder liegen (möglicherweise werden schon die ersten Eier bebrütet !?). 

Nach dieser Graureihererfassung begebe ich mich wieder zum Auto, um schnell noch einen kurzen Abstecher in den Bereich des Saumains am “Elefantenbuckel” zu machen in der Hoffnung auf weitere neue Arten. Aber außer einigen Goldammern und dem Balzruf eines Mittelspechtes und noch 2 weitere Teichhühner gibt es hier leider nichts mehr festzustellen und daher beende ich kurz vor 13:00 Uhr die um 10:00 Uhr begonnene, doch recht zufriedenstellende Exkursion.

Mittelspecht
Mittelspecht